Folge 53: „See aus Asche“
Shownotes
Es ist das deutsche Nationalepos: Das Nibelungenlied.
Um das Jahr 1200 vermutlich im Umkreis eines Passauer Klosters in mittelhochdeutscher Sprache verfasst, erzählt es in 2400 vierzeiligen Strophen die Abenteuer Siegfrieds und den Untergang der Burgunden, die in Worms residierten.
Der erste Teil des Nibelungenlieds beginnt mit der Geschichte von Siegfried, einem Helden, der durch das Baden in Drachenblut unverwundbar wird, außer an einer Stelle, die von einem Lindenblatt bedeckt war. Siegfried kommt an den Hof des burgundischen Königs Gunther und verliebt sich in dessen Schwester Kriemhild. Um Kriemhild zu heiraten, hilft Siegfried Gunther dabei, die kriegerische Königin Brünhild zu bezwingen. Auf der Hochzeit kommt es zu einem Streit zwischen den beiden Frauen, bei dem Brünhild die Demütigung durch Siegfried aufdeckt. Hagen, ein treuer Gefolgsmann Gunthers, tötet Siegfried daraufhin bei einer Jagd, indem er die verwundbare Stelle mit einer Lanze trifft.
Der zweite Teil des Nibelungenlieds dreht sich um Kriemhilds Rache. Nach dem Tod ihres Mannes heiratet sie den Hunnenkönig Etzel (Attila) und lockt die burgundischen Könige und Hagen zu sich an den Hof. Es kommt zu einem blutigen Kampf, bei dem alle Burgunden, bis auf König Gunther und Hagen, getötet werden. Kriemhild lässt Gunther und Hagen hinrichten, wird aber schließlich selbst von Hildebrand, einem Gefolgsmann Dietrichs von Bern, getötet. Das Nibelungenlied ist ein Werk über Heldentum, Liebe, Verrat und den Untergang einer ganzen Kultur. Es ist ein zentrales Werk der deutschen Literatur und wurde im Laufe der Zeit immer wieder neu interpretiert und verfilmt. Und durch die Jahrhunderte immer wieder auch als eine eindringliche Warnung vor bedingungsloser Macht und Herrschaft, vor Rachsucht, blinder Gefolgschaft und überschießender Wut verstanden.
Und es ist makaber: Was das Lied als Warnung verstand, haben die Nazis als Tugenden gepredigt!
Sie waren die ersten, die 1936 in Worms Nibelungenfestspiele veranstaltet hatten. Doch die Vergangenheit ihrer Verbrechen lastete so schwer auf dem Stoff, dass er jahrzehntelang vom Theater gemieden wurde.
Erst 2002 wagte es Worms als zentraler Handlungsort der Sage aufwendige Nibelungenfestspiele als Freilichtaufführungen vor dem Dom zu begründen. Wobei jedes Mal ein neues Stück bei meist jüngeren, experimentierfreudigen Autoren in Auftrag gegeben wird. Nach 23 Jahren sind aus den Anfängen die schönsten und aufregendsten Freilichtspiele Deutschlands geworden, deren Stücke von den besten Theaterautoren verfasst, von wagnisfreudigen Regisseuren und Regisseurinnen inszeniert und von Stars aus Film und Fernsehen gespielt werden.
In diesem Jahr kommt das Drama „See aus Asche“ vom meistgespielten lebenden Theaterautor Deutschlands: Von Roland Schimmelpfennig, dessen rund 50 Stücke in 40 Ländern gespielt werden.
In Folge 53 unterhalten sich Thomas Laue, Dramaturg und künstlerischer Leiter der Wormser Festspiele und Theo Schneider mit dem Autor Roland Schimmelpfennig über sein neues Stück.
Neuer Kommentar