Extra: Schatten unter Schatten

Shownotes

Dass die meisten Gedichte traurig sind, ist ein eher banaler Befund. Weniger banal als bitter ist die Tatsache, dass die Dichter der Moderne zwischen 1850 und 1950 oft ein trauriges und kurzes Leben hatten. Dafür sorgten Kriege, Lager, Armut, Hunger und Krankheiten – und zuweilen auch unglückliche Lieben. Man schaue sich nur mal die Geburts- und Todesdaten in Enzenbergers Anthologie „Museum der Modernen Poesie“ an.

Eine ganz besonders traurige, ja herzzerreißende Geschichte ist die vom Tod des Franzosen Robert Desnos im Konzentrationslager Theresienstadt. So absurd und surrealistisch und herzzerreißend traurig wie sie sich kein Autor ausgedacht hätte.

Der französische Dichter Robert Desnos gehörte zum inneren Kreis der Surrealisten. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er für die Résistance. 1944 wurde er von den Deutschen gefasst, deportiert und in mehrere Konzentrationslager verschleppt. Er überlebte seine Befreiung im Lager Theresienstadt nur wenige Monate. Kurz bevor er dort an Fleckfieber starb, schrieb er angeblich sein berühmtestes Gedicht: Eine Behauptung und eine Versfassung, die vermutlich eine Fälschung sind. Echt allerdings ist sein Gedicht, das wohl die Vorlage dafür war.

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